Rückblick: Moacyr Barbosa – ein Leben lang der Sündenbock
Rückblick auf tragische Figuren der WM-Geschichte (1/5): Moacyr Barbosa. 1950 verliert Brasilien das entscheidende Spiel um den WM-Titel daheim gegen Uruguay. Für viele ist es ein Unglück von immensem Ausmass, aber nur einer zahlt den ...
Rückblick auf tragische Figuren der WM-Geschichte (1/5): Moacyr Barbosa. 1950 verliert Brasilien das entscheidende Spiel um den WM-Titel daheim gegen Uruguay. Für viele ist es ein Unglück von immensem Ausmass, aber nur einer zahlt den ...
Rückblick auf tragische Figuren der WM-Geschichte (1/5): Moacyr Barbosa.
1950 verliert Brasilien das entscheidende Spiel um den WM-Titel daheim gegen Uruguay. Für viele ist es ein Unglück von immensem Ausmass, aber nur einer zahlt den Preis für die Niederlage sein Leben lang: Goalie Moacyr Barbosa.
Es war alles angerichtet im Sommer 1950 für den ersten WM-Titel von Brasilien. Im extra für das Turnier erbauten prächtigen Maracanã warteten 200’000 Zuschauer auf den letzten noch benötigten Punkt ihrer Seleção im Duell mit dem krassen Aussenseiter Uruguay. Die Gastgeber waren so souverän durch das Turnier gezogen – nur gegen die Schweiz gab es einen Punktverlust – dass niemand ernsthaft mit einer Niederlage rechnete. Die goldene Siegeruhr hatten die Spieler schon am Vorabend überreicht bekommen.
Aber alles kommt anders. Zwar geht Brasilien kurz nach der Pause wie erwartet in Führung, doch spätestens nach dem Ausgleich eine knappe halbe Stunde vor Schluss verliert der Favorit seine Souveränität. Das Undenkbare passiert in der 79. Minute: Alcides Ghiggia schiesst aus spitzem Winkel und überrascht Barbosa, der eine Flanke antizipiert hat. Ghiggia wird zum Nationalhelden, Barbosa zur geächteten Person.
Während Ghiggia noch im hohen Alter gegen Honorar von seinem berühmtesten Tor erzählte, musste Barbosa bis zu seinem Tod im April 2000 für den Fehler büssen. Immer wieder wurde ihm vorgeworfen, für die Niederlage, den Maracanaço (Schock von Maracana), verantwortlich zu sein. Noch 1994 verhinderte der damalige brasilianische Nationalcoach Mario Zagallo aus Aberglaube ein Treffen zwischen Barbosa und seinem damaligen WM-Goalie Claudio Taffarel.
Der dunkelhäutige Barbosa starb verarmt in São Paulo, nachdem er seine Geldreserven für die Behandlung seiner an Krebs erkrankten Frau aufgebraucht hatte. Seine aussergewöhnlichen Fähigkeiten als Goalie gingen im Rummel um den Maracanaço fast vergessen. Dabei galt er jahrelang als der mit Abstand beste Keeper Brasiliens.
Der Beitrag Rückblick: Moacyr Barbosa – ein Leben lang der Sündenbock erschien zuerst auf Hoefner Volksblatt und Marchanzeiger.
