Wieder Raketenalarm über Belgorod – 24 Tote nach Angriff
In der grenznahen russischen Stadt Belgorod ist die Zahl der Toten nach einem ukrainischen Angriff offiziellen Angaben zufolge auf 24 gestiegen. Der Gouverneur des Gebietes, Wjatscheslaw Gladkow, berichtete am Sonntag von zwei weiteren Toten. Mehr als 100 Menschen seien durch Beschuss am Freitag und Samstag verletzt worden, schrieb er im sozialen Netzwerk Telegram. Am Sonntagmorgen wurde in der Grossstadt mit etwa 350 000 Einwohnern erneut Raketenalarm ausgelöst. «Alle Einwohner sollen sich in Schutzräume begeben», schrieb Gladkow. Der Alarm wurde nach kurzer Zeit wieder aufgehoben, wie die Agentur Tass meldete.
In dem Krieg, den Russland seit Februar 2022 gegen die Ukraine führt, sind die Toten in Belgorod der bislang schwerste Verlust unter der russischen Zivilbevölkerung. Nach russischen Militärangaben soll die Ukraine die Stadt mit Kampfdrohnen und Raketenartillerie beschossen haben.
In Moskau teilte das Verteidigungsministerium mit, zwei präzisionsgesteuerte ukrainische Raketen seien mit Streumunition gespickt gewesen. Diese Raketen seien zwar durch die Flugabwehr abgeschossen worden, ihre Trümmer mit der Streumunition seien aber in das Stadtzentrum von Belgorod gefallen, teilte das Militär mit. Diese Angaben waren nicht sofort unabhängig überprüfbar. Streumunition sind kleinere Sprengsätze, die von einem grösseren Geschoss freigesetzt werden und vor allem Fahrzeuge und Menschen treffen sollen.
Aus Kiew gab es bis Sonntagmorgen keine offizielle Stellungnahme. Das Nachrichtenportal «Ukrajinska Prawda» schrieb lediglich unter Berufung auf eine anonyme ukrainische Geheimdienstquelle, dass die ukrainische Armee auf militärische Objekte der Russen gezielt habe. Zivilisten seien aufgrund «unprofessioneller Aktionen der russischen Luftverteidigung sowie bewusster und geplanter Provokationen» zu Schaden gekommen.
Wegen der Toten in Belgorod sagten auch mehrere andere russische Städte kurzfristig die Silvesterfeiern ab. Entsprechende Anordnungen erliessen am Sonntag unter anderem die Bürgermeister von Wladiwostok, Magadan und Blagoweschtschensk im Fernen Osten Russlands. Wegen der östlichen Lage findet der Jahreswechsel dort um mehrere Stunden vor dem europäischen Teil Russlands oder Westeuropa statt. «Wir trauern mit dem ganzen Land», schrieb der Bürgermeister von Wladiwostok, Konstantin Schestakow, auf Telegram.