Kleine, aber vielversprechende Schweizer Delegation
An den Schwimm-Weltmeisterschaften in Doha beginnen am Sonntag die Pool-Wettkämpfe. Die Schweizer Delegation ist klein, aber vielversprechend.
Nicht zum fünfköpfigen Schweizer Team gehört Noé Ponti, der im Dezember an der Kurzbahn-EM in Otopeni dreimal Gold und einmal Silber gewonnen hat. Der ganze Fokus des 22-jährigen Tessiners gilt den Olympischen Spielen im Sommer in Paris. Dort möchte er nach dem 3. Platz über 100 m Delfin 2021 in Tokio erneut den Sprung aufs Olympia-Podest schaffen. Deshalb trainiert er lieber in der Höhe von St. Moritz, statt nach Doha zu reisen.
Noch nicht für Paris qualifiziert ist Jérémy Desplanches, der in Tokio über 200 m Lagen ebenfalls Bronze geholt hat. Der 29-jährige Genfer verpasste an der letztjährigen WM in Fukuoka in seiner Paradedisziplin das Olympia-Ticket um sechs Hundertstel. Die Limite über 200 m Lagen liegt bei 1:57,94 Minuten.
Motivation zurück
Eine dritte Olympia-Teilnahme wäre für den mit der französischen Top-Schwimmerin Charlotte Bonnet verheirateten Desplanches ein schöner Abschluss der erfolgreichen Karriere. Es ist für ihn die letzte Saison, wie er auf Facebook angekündigt hat. Mit dem Rücktritt beschäftigte er sich schon länger. Desplanches hatte nach einer langwierigen Covid-Erkrankung – gleichzeitig litt er an Pfeifferschem Drüsenfieber – zwischenzeitlich die Lust am Schwimmen verloren. Er nahm psychologische Hilfe in Anspruch und legte im vergangenen Jahr trotz der WM eine Pause von sechs Wochen ein.
Mittlerweile ist die Motivation zurück. Seit diesem Jahr trainiert Desplanches wieder in Genf, wo alles begonnen hat. Er entschloss sich Startrainer Philippe Lucas zu verlassen, beim dem er seit Herbst 2021 gewesen war. Die Zeit beim Franzosen in Martigues bezeichnete er auf Facebook als «unglaubliches Abenteuer mit vielen Emotionen». Er habe ihm beigebracht, seine Grenzen über das hinauszuschieben, was er für möglich gehalten habe.
So spulte Desplanches bei Lucas «unglaublich» viele Kilometer ab. Gleichzeitig war dieser sehr menschlich, ohne ihn hätte er wohl bereits aufgehört. Dennoch entschloss er sich, in die Heimat zurückzukehren, um von Clément Bailly neue Inputs zu erhalten.
Schlägt Mityukov erneut zu?
In Genf trainiert auch Roman Mityukov, der im vergangenen Juli mit Bronze über 200 m Rücken als erst dritter Schweizer Schwimmer nach Dano Halsall (1986, Silber über 50 m Crawl) und Desplanches (2019, Silber über 200 m Lagen) im grossen Becken den Sprung aufs WM-Podest geschafft hat. Zwar findet der 23-Jährige das Datum im Februar «seltsam», dennoch nutzt er Doha als Zwischenetappe auf dem Weg an die Sommerspiele, für die er bereits qualifiziert ist. Dass er eine weitere Medaille anstrebt, ist klar, allerdings würde er dieser nicht die gleiche Bedeutung beimessen wie jener in Fukuoka, da viele Schwimmer die WM wegen Paris auslassen.
In Form befindet sich Antonio Djakovic, der am 19. Januar an der Challenge International de Genève als erster Schweizer über 800 m Crawl unter der Marke von acht Minuten (7:58,01) geblieben ist. An einer Kurzbahn-WM stand der 21-Jährige aus dem Thurgau schon auf dem Podest – 2021 als Dritter über 400 m Crawl. Gelingt ihm das nun auch im 50-m-Becken? Das Ticket für Paris hat er wie Ponti und Mityukov bereits auf sicher.
Lisa Mamié muss dagegen noch liefern. Der 25-jährigen Zürcherin, 2022 Langbahn-Europameisterin über 200 m Brust, fehlten in Fukuoka über 100 m Brust acht Hundertstel zur Olympia-Limite (1:06,79). Das Verpasste will sie nun nachholen. Für den 22-jährigen Ostschweizer Marius Toscan geht es an seiner zweiten WM in erster Linie darum, weitere Erfahrungen zu sammeln.