«Es ist Hockey, das verstehe ich ein bisschen»
Als Verteidiger war Beat Forster auf Schweizer Eis eine Legende. Nach seinem Rücktritt versucht der sechsfache Meister als Assistenztrainer in Biel, der nächsten Generation das Handwerk zu vermitteln.
Beat Forster schmunzelt. «Ich bin doch im Sommer nie aufs Eis», meint der 41-jährige Appenzeller und lacht laut. Das stimmt natürlich nicht, sonst hätte er nicht 23 Saisons in der höchsten Schweizer Liga gespielt, sechs Meistertitel gewonnen und an sechs Weltmeisterschaften teilgenommen. Auf dem Eis stand er auch in diesem Sommer, jedoch erstmals nicht mehr als Spieler, sondern als Assistenztrainer des EHC Biel.
«Es ist eine Sch… arbeit, im Kraftraum zu bügeln», gibt Forster im Gespräch mit Keystone-SDA zu. «Aber da legst du die Basis für deine Karriere. So sehr ich den Sommer verflucht habe, habe ich gewusst, wie wichtig es ist.» Aber nein, vermisst habe er es nicht.
Freund der schwedischen Philosophie
Er musste eine Weile warten, bis der EHC Biel sein neues Trainerduo, die Schweden Martin Filander und Mathias Tjernqvist, verpflichtet hatte. «Stony (Sportchef Martin Steinegger) sagte, ‚komm einfach, wenn das Eistraining anfängt’», erinnert sich Forster lachend. Schwedisch versteht er nicht, die schwedische Hockey-Philosophie passt ihm aber hervorragend.
«Spielerisch aus der Zone kommen, ein aktives Forechecking, defensiv solid», zählt er auf. Vom taktischen Korsett, das dem schwedischen Hockey in der Vergangenheit oft nachgesagt wurde, sieht Forster nicht viel. Aber: «Wir sprechen vom ABC.» Die Basis müsse stimmen. «Es braucht Leitplanken, innerhalb denen ein Überholverbot gilt», erklärt er. «Aber das war schon vor 25 Jahren so.» Das müsse sein, damit man auch kreativ werden könne.
Noch viel zu lernen
Beim EHC Biel ist Forster nun in erster Linie für die Verteidiger, vor allem die jungen, zuständig. Auch das Unterzahlspiel gehört zu seinem Aufgabenbereich. «Es ist immer ein Teamwork. Wir schauen im Trainerstab an, was wir machen wollen, und ich muss es dann den Spielern präsentieren.» Völliges Neuland ist die Arbeit nicht für den gebürtigen Ostschweizer, der mit seiner Familie im Seeland heimisch geworden ist. Forster hat schon vor sechs Jahren damit begonnen, Juniorentrainings zu leiten. Er lacht. «Es ist Hockey, das verstehe ich ein bisschen.»
Dennoch betritt er auch Neuland. «Wenn ich sehe, wie unsere beiden Chefcoaches Sachen von der Bank aus sehen, denke ich, ich sei an einem anderen Spiel», erzählt Forster, trotz seiner Erfahrung von fast 1200 Spielen in der höchsten Schweizer Klasse. Eine persönliche Karriereplanung als Cheftrainer habe er nicht gemacht. «Ich war etwas überrascht, als letztes Jahr die Idee als Assistent kam», gibt er zu. «Ich konnte mich aber schnell damit anfreunden und muss jetzt erst mal in die Rolle reinwachsen.»
Forster zehrt von seiner Erfahrung mit vielen Trainern. «Ich habe von praktisch jedem etwas mitgenommen», betont er. Schon in Herisau habe er gute Juniorentrainer gehabt, von denen er viel gelernt habe, danach auch bei den Junioren in Davos. Dort war unter anderen Konstantin Kuraschew, der Vater des Schweizer Internationalen und NHL-Stürmers Philipp, tätig. «Ein russischer Verteidiger, genial», schwärmt Forster. Dann habe ihn natürlich Arno Del Curto mit seiner Hockey-Philosophie geprägt. «Er war lange allen voraus mit seinen Gedanken.» Harold Kreis habe ihn in Zürich nochmals auf ein neues Level gebracht, und schliesslich habe er auch in Biel mit den Finnen Antti Törmänen und dem letzte Saison im Februar entlassenen Petri Matikainen gut zusammengearbeitet.
Ein Trainer muss einen weiterbringen
Forster misst einen guten Trainer nicht in erster Linie an den Erfolgen. «Entscheidend ist für mich, dass ich tagtäglich etwas lernen kann. Wenn einer mich nicht weiterbringen kann, auch mit 30 Jahren, ist er kein guter Trainer.» Das ist denn auch sein Anspruch in Biel.
«Eigenverantwortung habe ich schon vor zwanzig Jahren bei Arno gelernt», erinnert sich Forster. Das sei also nicht neu. Was er aber feststellt: «Die Jungen wissen heute viel mehr.» Sie hätten früher noch Videokassetten kaufen müssen, um Spiele aus der Vorsaison zu sehen. «Heute sind sie ‚up to date‘ mit allem, was in der NHL passiert.» Das sei nicht nur gut. «Es ist ein gefährliches Spiel, wenn sie sich nur an Connor McDavid oder Nathan MacKinnon orientieren», warnt Forster. «Sie sehen nur die Highlights, aber sie verstehen nicht unbedingt, warum diese so gut sind.»
Die Arbeit geht Forster also nicht aus, und auch wenn er noch nicht weiss, ob er nun eine grosse Karriere als Trainer anstrebt, ist eines klar. «Es macht mir sehr Freude zu sehen, wie die Jungen arbeiten und stetig besser werden», sagt der ehemalige Haudegen. «Ich lebe im Jetzt und geniesse jeden Moment, den ich hier sein kann.» Dass er nicht mehr in den Kraftraum musste, macht es umso schöner.