Die ZSC Lions greifen nach der europäischen Klub-Trophäe
Die ZSC Lions bestreiten am Dienstag in Zürich den Champions-League-Final gegen Färjestad. Marco Bayer könnte nur sieben Wochen nach seiner Ernennung zum Cheftrainer die erste Trophäe gewinnen.
Ein Kaltstart
Seinen Start als ZSC-Coach bezeichnet Bayer als «Kaltstart». Die Angewöhnungszeit mit drei Niederlagen zu Beginn war alles andere als angenehm und die ersten Wochen intensiv. Mit 20 Spielen innert 43 Tagen herrschten bei den Lions zuletzt Verhältnisse wie in den Playoffs; für den neuen Cheftrainer und seinen Staff eine grosse Herausforderung.
«Die grösste Schwierigkeit war, die vielen speziellen Situationen zu managen», erklärt Bayer. «Wir hatten viele kranke, verletzte oder angeschlagene Spieler. Doch wir haben es mit der Belastungssteuerung ziemlich gut hinbekommen.» Er ist deshalb zuversichtlich, dass am Dienstag wieder alle Spieler fit sind, auch Sven Andrighetto, der als bester Skorer der Champions Hockey League gute Chancen hat, als MVP ausgezeichnet zu werden.
Wie schwierig ist es, auf Knopfdruck bereit zu sein? «Genau das zeichnet diese Mannschaft aus», sagt Bayer. «Sie weiss, wann sie den Schalter umlegen muss. Die Spieler sind erfahren genug.» Es sei eine «riesige Chance für jeden und für die gesamte Organisation, gemeinsam Geschichte zu schreiben».
Respekt und gute Erinnerungen
Mit Färjestad steht den Lions im Final ein harter Brocken gegenüber. Das schwedische Topteam aus Karlstad mit dem langjährigen HCD-Verteidiger Magnus Nygren verlor zwar zuletzt in der heimischen Meisterschaft vier Partien in Folge, das auch dem Umstand geschuldet, dass einige Schlüsselspieler wie etwa der tschechische Liga-Topskorer David Tomasek geschont wurden. Am vergangenen Wochenende kehrte nach einer einmonatigen Verletzungspause ausserdem Captain Linus Johansson zurück.
ZSC-Captain Patrick Geering erwartet ein «sehr strukturiertes Team mit viel Tempo», vor allem im Sturm. «Nicht umsonst wurden sie im letzten Jahr Qualifikationssieger und spielen auch diese Saison wieder vorne mit», so der Routinier.
Geering war schon dabei, als die Lions vor 16 Jahren im Rapperswiler Exil das entscheidende Finalspiel gegen Metallurg Magnitogorsk sensationell 5:0 gewannen und danach den Pokal stemmten. Der damals knapp 19-jährige Verteidiger erinnert sich gerne zurück. «Es war meine erste Saison mit den ZSC Lions. Ich durfte die ganze Kampagne miterleben, das war wirklich unvergesslich. Es wäre super, wenn wir das wiederholen könnten, vor allem auch daheim im eigenen Stadion.»
Heimvorteil nutzen
Wie Vorjahressieger Genf-Servette, der sich seit der Neulancierung vor elf Jahren als erster Schweizer Klub für den Final der Champions Hockey League qualifiziert hatte, wollen auch die ZSC Lions den Heimvorteil nutzen, den sie sich dank der höheren Punktzahl in der laufenden Kampagne haben. Die 2022 eingeweihte Arena in Zürich-Altstetten wird mit 12’000 Zuschauern zum ersten Mal in einem Europacupspiel ausverkauft sein, die Stimmung grandios.
Doch wie gross ist dieser Heimvorteil effektiv? In den bislang neun Finals setzte sich fünfmal die gastgebende Mannschaft durch – und zwar in einer Regelmässigkeit mit immer einem Jahr Unterbruch. Servette setzte 2024 mit dem 3:2-Heimsieg gegen den späteren schwedischen Meister Skelleftea diesen Trend fort. Nun liegt es am ZSC, diesem Turnus ein Ende zu setzen.