Starke Auftritte der Schweizer Leichtathletik-Asse: Mit Kälin und Reais überzeugen auch zwei aus Graubünden
Knapp zwei Wochen vor Beginn der Hallen-Europameisterschaften in Apeldoorn zeigen die Schweizer Leichtathletikstars, dass sie bereit sind. Unter ihnen auch Annick Kälin und William Reais aus Graubünden.
Ihren nationalen Rekorden über 60 m Hürden näherten sich die Bernerin in 7,82 Sekunden bis auf zwei Hundertstel, und der Basler mit 7,45 auf deren vier.
Erst vor Wochenfrist hatte Ditaji Kambundji den Schweizer Rekord im polnischen Torun um einen Hundertstel auf 7,80 Sekunden gedrückt. Sie ist aktuell die Nummer 2 Europas. In St. Gallen unterbot in Kambundjis Schlepptau das Mehrkampf-Ass Annik Kälin, tags zuvor schon erfolgreiche Titelverteidigerin im Weitsprung und 60-m-Finalistin, mit 7,92 Sekunden die Limite für die Hallen-WM und setzte sich auf Platz 2 der nationalen Allzeit-Bestenliste (vor Ex-Weltmeisterin Julie Baumann/7,95).
Nicht ganz wie erhofft Paroli zu bieten vermochte Siebenkampf-Weltmeister Simon Ehammer in 7,71 Sekunden dem Hürden-Europameister Jason Joseph (7,45). Letzterer trommelte seine viertbeste Zeit auf die Bahn. In Europa steht Joseph heuer damit an zweiter Stelle hinter Jakub Szymanski (POL/7,39). In Istanbul vor zwei Jahren hatte der Baselbieter mit 7,41 Sekunden Gold an der EM gewonnen.
Angelica Moser kratzt am Rekord
Pünktlich zum Grossanlass wieder fit ist die Stabhochsprung-Europameisterin Angelica Moser. Die Zürcher Titelabonnentin hatte die letzten Wettkämpfe wegen Fussbeschwerden absagen müssen, nun wahrte sie ihre achtjährige Ungeschlagenheit an nationalen Meisterschaften.
Mit übersprungenen 4,72 m verbesserte die Olympia-Vierte die eigene Saisonbestleistung um einen Zentimeter. Fast drei Stunden nach Wettkampfstart versuchte sich die aktuelle Nummer 5 der Welt abermals am Schweizer Indoor-Rekord von Nationaltrainerin Nicole Büchler (4,80 m). Unter deren Augen war insbesondere Angelica Mosers zweiter Versuch verheissungsvoll im Hinblick auf die kontinentalen und globalen Titelkämpfe.
Für einen weiteren stimmungsvollen Höhepunkt sorgte Publikumsliebling Dominic Lobalu vom organisierenden LC Brühl. Ein Jahr nach seiner emotionalen Schweizer Meisterschafts-Premiere über 3000 m doppelte der in St. Gallen heimische 10’000-m-Europameister über 1500 m nach.
Spitzenleistungen auch am Samstag
Die Jungen machen mächtig Dampf, doch Mujinga Kambundji bleibt die unangefochtene Sprint-Königin. Zum neunten Mal raste die 32-jährige Bernerin zum nationalen Titel über 60 m. In 7,03 Sekunden stellte die Ex-Weltmeisterin nicht nur eine europäische Saisonbestzeit auf, sondern blieb lediglich eine Hundertstelsekunde über der Weltjahresbestzeit der Amerikanerin Jacious Sears (7,02).
Im Sog von Mujinga Kambundji erfüllte die zweitplatzierte Emma van Camp (Lausanne-Sports) in der Schweizer U23-Rekordzeit von 7,18 die Limite für die Hallen-EM in Apeldoorn. Diese zuvor schon unterboten hatte Titelverteidigerin Géraldine Frey, die das Podest mit der Bestätigung der Limite (7,20) komplettierte.
Bei den Männern setzte sich William Reais in einem hochstehenden Duell mit Klubkollege Ricky Petrucciani durch. In 6,62 Sekunden fehlten dem Bündner lediglich vier Hundertstel zum Schweizer Rekord von Pascal Mancini. Wichtiger als die neue persönliche Bestzeit war dem letztjährigen EM-Dritten und Schweizer Meister über 100 und 200 m hingegen, dass er mit dem ersten 60-m-Gold eine Lücke im Palmarès schliessen konnte. 400-m-Spezialist Petrucciani hatte den Titel schon einmal über die kürzeste Sprintdistanz geholt: 2022 in 6,68. Nun war der Tessiner sogar noch zwei Hundertstel schneller.
Ehammer mit drei Starts
Simon Ehammer ging am Samstag gleich drei Mal an den Start. Im Weitsprung, seiner Paradedisziplin, liess sich der Appenzeller mit 8,10 m zum fünften Mal zum Schweizer Meister küren.
Dabei hatte der Abend denkbar schlecht für den Hallen-Weltmeister im Siebenkampf begonnen. So brach sein Fiberglasstab beim Einspringen für das Stabhochspringen Das hielt den Lokalmatadoren allerdings nicht davon ab, noch die 5-m-Marke zu überqueren. Im Wissen um seine aktuelle Schnelligkeit (6,76 im 60-m-Vorlauf) will Ehammer am Sonntag über 60-m-Hürden-Europameister Jason Joseph herausfordern.
Gleiches gilt für Ehammers weibliches Pendant Annik Kälin. Nach dem fünften Weitsprung-Gold unter dem Hallendach mit 6,68 m und einer persönlichen Bestzeit im 60-m-Halbfinal (7,27) gehört die Vorjahressiegerin – hinter Ditaji Kambundji – auch über 60 m Hürden zu den Medaillenkandidatinnen.