Es wartet viel Arbeit auf Nagelsmann und seine Mannschaft
Sport
November 18, 2025

Es wartet viel Arbeit auf Nagelsmann und seine Mannschaft

Trotz dem 6:0-Kantersieg der deutschen Nationalmannschaft gegen die Slowakei muss in der Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann bis zur WM im nächsten Sommer noch einiges besser werden.

Im riesigen Glücksgefühl der WM-Qualifikation sorgte Julian Nagelsmann mit seinem verbalen Ausflug auf den Bauernhof für Verwunderung und Gelächter. «Jeder Spieler hat heute ein extrem gutes Spiel gemacht und gearbeitet wie das rosafarbene Tier», sagte der Bundestrainer nach dem 6:0 der Fussball-Nationalmannschaft zum WM-Ticket gegen die Slowakei.

Dieser metaphorische Satz dürfte im Sammelsurium der vielen passgenauen Aussagen des 38-Jährigen langfristig einen Spitzenrang einnehmen. Schweine, um das Tier beim Namen zu nennen, können eben richtig ackern – nachdem sie lange apathisch wirkend im Dreck gelegen haben. Doch trotz der momentanen Erleichterung bleiben die Aufgaben für Nagelsmann riesig.

Grosser Lostag in Washington

Die WM-Auslosung in Washington am 5. Dezember bringt einen amerikanischen Vorgeschmack. Die dort ermittelten drei Gruppengegner werden angesichts der erwarteten Präsenz im besten Lostopf wohl keine Mega-Kracher à la Argentinien, Spanien oder Frankreich sein.

Es folgt nach einer viermonatigen Länderspielpause bis in den März die Feinarbeit. Schwierige Personalauswahl inklusive. Nagelsmann kündigte eine baldige Rückkehr der langzeitverletzten Stammkräfte Jamal Musiala und Kai Havertz an. Auch Torwart Marc-André ter Stegen und Verteidiger Antonio Rüdiger machen Fortschritte, berichtete er.

Aber: Keiner hat eine WM-Garantie. Die Qualifikationsphase hatte in Nick Woltemade (4 Tore) und Serge Gnabry (3) ihre Gewinner, insgesamt setzte der Bundestrainer in sechs Partien 30 verschiedene Spieler ein. Torwart Oliver Baumann war der einzige, der von der ersten bis zur letzten Minute auf dem Platz stand.

Bei der WM muss alles passen. Nagelsmann sprach schon wieder von der Rollenfindung wie vor der Heim-EM 2024. Die DFB-Elf ist jenes Rätsel, das drei Tage nach dem erknorzten 2:0 in Luxemburg eine Leipziger Gala bietet. Das gute Niveau selbstverständlich zu machen, ist Nagelsmanns Job.

Noch keine absolute Dominanz

Aufgerafft hatte sich das Team um Captain Joshua Kimmich und dem von Nagelsmann zur Höchstleistung angestachelte Doppeltorschützen Leroy Sané zu einem Auftritt, der Hoffnungen schürte auf einen Fussball-Sommer 2026, der nicht in Tristesse endet.

Schliesslich brachte keiner die Gefühlswelt der Nationalspieler so auf den Punkt wie Kimmich. Der Captain ist das Gesicht dieses Teams, sein Antreiber und Pulsgeber. Keiner weiss nach den Turnier-Debakeln von 2018 und 2022 besser als der 30-Jährige, wie es sich anfühlt, bei einer WM zu verlieren. Jetzt schon vor der Endrunde zu scheitern, wäre unerträglich gewesen.

«Ich habe es den Jungs auch gesagt, die WM ist das Grösste, was es gibt für einen Spieler in seiner Karriere, für sein Land bei der Weltmeisterschaft spielen zu dürfen. In Deutschland ist man es nicht gewohnt, dass das auf der Kippe steht», sagte Kimmich.

Die reinen Zahlen lassen nicht vermuten, dass die Qualifikation als holprig in Erinnerung bleiben wird. 16:3 Tore bei 15 Punkten. Fünf Siege in Serie und vier davon ohne Gegentor. Doch die von Nagelsmann Ende August eingeforderte grosse Dominanz gab es erst jetzt beim Endspiel gegen die Slowaken.

Ob die Fähigkeiten auch schon auf dem Niveau der WM-Topfavoriten seien, wollte Nagelsmann auf Nachfrage nicht kommentieren. «Ich sage jetzt nicht, was ich gerade denke. Das ist so besser. Aber wir arbeiten daran, dass wir gut präpariert sind», versicherte der 38-Jährige.