Natalie Maag steigt mit grossen Ambitionen in den Olympia-Winter
Die Rodlerin Natalie Maag ist wahrscheinlich die grösste Schweizer Medaillenhoffnung im olympischen Eiskanal. Nach dem besten Sommer in der Karriere der 28-jährigen Zürcher Oberländerin erst recht.
Natalie Maag steigt mit grossen Ambitionen in die Olympiasaison. Der Sommer verläuft optimal, die Schulter macht keine Probleme mehr, die Leistungswerte sind so gut wie noch nie. Dass der Verband in finanzielle Not geriet, hat keine negativen Auswirkungen. «So kurz ist mir der Sommer noch nie vorgekommen», meint die einzige Schweizer Spitzenrodlerin lachend.
Dafür verantwortlich sind nicht nur die gute körperliche Verfassung, sondern auch der Formschub der letzten Saison. Nach zwei Podestplätzen (2. in Yanqing, 3. in Oberhof) belegte Maag im Gesamt-Weltcup den 5. Platz, ebenso an der WM in Whistler. Damit kommt natürlich der Appetit auf mehr. «Ich will näher an die Kugel kommen», sagt die gelernte Kauffrau aus Wernetshausen selbstbewusst.
Keine Zeit für Freunde und Familie
Damit macht sie auch klar, dass der Fokus nicht alleine auf den Olympischen Spielen liegt, aber natürlich schon viel. Neunte vor vier Jahren in Yanqing, freut sich Maag, dass diesmal praktisch in der Nachbarschaft um Olympiamedaillen und -diplome gefahren wird – im Wissen, dass dies auch seine Herausforderungen mitbringt. «Ich habe schon viele Anfragen, aber ich musste allen aus meinem Umfeld klarmachen, dass ich mich sehr über die Unterstützung freue, in Cortina aber keine Zeit für sie haben werde», betont sie. Als Vergleich zieht sie Rennen in Übersee und in Oberhof, wo sie während der Saison ihr temporäres Zuhause hat, heran. «In Oberhof sind die Rennen immer etwas energieraubender. In Amerika, Kanada oder China ist es relaxter.»
Die neue Bahn in Cortina kennt keine andere des Schweizer Verbandes Swiss-Sliding so gut wie Natalie Maag. Sie war bereits bei der Eröffnung für die Homologierung im vergangenen März in Italien, als eine von nur zwei internationalen Rodlerinnen. Nun zeigt sie sich «ein bisschen enttäuscht», dass die ganze Anlage noch immer eine grosse Baustelle sei, ist aber des Lobes voll für die Bahn. «Die ist fertig-fertig», sagt sie.
Optimale Betreuung in Cortina
Die Voraussetzungen für erfreuliche Spiele sieht Maag wie erwähnt als optimal an. Dazu gehört, dass Daniela Mühlebach, die sie seit einigen Jahren im physischen Bereich betreut, eine Akkreditierung erhält und vor Ort dabei sein wird. Für bahnspezifische Belange ist sie nach wie vor im dominierenden deutschen Team eingebettet und kann vom dortigen Know-how profitieren.
Ausserdem muss sie für Swiss Olympic keine spezifischen Kriterien erfüllen. Wenn sie den Quotenplatz für die Schweiz (Top 25) holt, wird sie selektioniert. Dies dürfte aber nur Formsache sein. Maag schätzt dieses Vertrauen sehr. «In Peking wurde mir der Stress, den mir die Qualifikation bereitete, etwas zum Verhängnis.»
5. Platz im Testrennen
Da der Umbau des Eiskanals in Innsbruck-Igls – im Gegensatz zu Cortina – völlig missglückte und die Bahn nun für Rodler und Skeletonis unfahrbar geworden ist, musste der Weltcupstart von diesem Wochenende vom Tirol nach Winterberg verlegt werden. Auch zum Weltcup in Sigulda Anfang Januar gibt es noch Fragezeichen. Die Russinnen und Russen sind im Rodeln wieder startberechtigt, doch Lettland zeigt sich bis jetzt nicht bereit, diese einreisen zu lassen.
Da in Winterberg vor Olympia nun zwei Weltcups stattfinden, wurde entschieden, dass für die Rangliste der Olympia-Quotenplätze das Testrennen vom letzten Wochenende in Cortina mit in die Wertung kommt. Da meldete Maag trotz einem zeitraubenden Fehler in der anspruchsvollen Kurve 4 ihre Ambitionen an. Im zweiten Durchgang preschte sie noch vom 7. in den 5. Rang nach vorne. Dabei soll es aber nicht bleiben, nach der letzten Saison sind die Ansprüche weiter gestiegen.
