Aleksander Kildes Comeback-Story geht weiter
Sport
December 17, 2025

Aleksander Kildes Comeback-Story geht weiter

Aleksander Kilde steht auch bei den Speed-Rennen in Gröden im Fokus. Die Rückkehr des Norwegers ist eine bemerkenswerte Geschichte über Leben, Tod und Liebe - nicht nur zum Sport.

Mit ihren schroffen Felswänden können die Dolomiten regelrecht furchteinflössend wirken. Auf Aleksander Kilde aber üben sie eine fast schon magische Anziehungskraft aus. Fünf Weltcup-Rennen hat Norwegens Skistar in Gröden bereits gewonnen. Auch diese Woche jagt er wieder die legendäre Saslong-Piste in Südtirol hinunter. Es ist das nächste Kapitel einer beeindruckenden Comeback-Geschichte.

Fast zwei Jahre Leidenszeit

«Wir sind der Fels in der Brandung füreinander», sagte Kilde zuletzt in mehreren Interviews über seine Verlobte, die amerikanische Ausnahme-Skirennfahrerin Mikaela Shiffrin. Ohne sie, gab er zu verstehen, hätte er die fast zweijährige Leidenszeit, die hinter ihm liegt, nie so überstanden. Der 33-Jährige hat oft über diese Zeit gesprochen, seit er Ende November unter grossen Emotionen – und Tränen der Rührung bei Shiffrin – in den Weltcup zurückgekehrt ist. Sie sagt viel aus. Über Kilde im Speziellen und diesen Hochrisikosport im Allgemeinen.

Die Gefahr fährt immer mit. Auch, wenn Kilde und Co. ab Donnerstag (11.45 Uhr) in Gröden zwei Abfahrten und einen Super-G bestreiten. Das erste der drei Rennen ersetzt jenes, das Anfang Dezember in Beaver Creek abgesagt worden war. Auf die Alpin-Asse wartet ein hartes Programm. Wie einst in Wengen, wo Kilde im Januar 2024 so schwer gestürzt und einem tragischen Schicksal womöglich nur knapp entkommen war. Auch im Berner Oberland standen damals drei Speed-Rennen innert drei Tagen an – und das auf der längsten Piste im ganzen Weltcup.

Etliche Operationen und eine Infektion

Nachdem Kilde im dritten Lauberhorn-Rennen des besagten Winters mit voller Wucht in den Fangzaun gekracht war und sich schwer an Wade und Schulter verletzt hatte, war lange nicht abzusehen, ob er überhaupt jemals auf die grosse Ski-Bühne zurückkehren würde. 22 Monate war der «Wikinger» raus. Etliche Operationen musste er über sich ergehen lassen. Zwischendurch sass er im Rollstuhl. Eine Infektion in der Schulter erschwerte den Heilungsverlauf. Kilde wurde psychisch und physisch gefordert wie nie zuvor in seinem Leben.

Shiffrin, um deren Hand er in dieser Zeit anhielt und die im November 2024 bei ihrem Heimrennen in Killington selbst schwer stürzte, war dabei stets an Kildes Seite. «Seine Positivität und sein Glauben während seiner Verletzung und der Reha waren eine besondere Inspiration für mich», sagte Shiffrin, die fünfmalige Gesamtweltcupgewinnerin, diesen Sommer über ihren Lebensgefährten.

Rechtzeitig zu Olympia wieder in Topform?

Seinen Eltern habe er vom Spitalbett aus versprochen, keine Abfahrten mehr zu fahren, berichtete Kilde selbst einmal. Nun steht er doch wieder am Start. Weil er für diesen Sport geboren worden sei, wie er erklärte. Die Faszination, die er dafür verspürt, drängt die Ängste vor dem, was womöglich passieren könnte, an den Rand. Wie bei so vielen Abfahrts-Assen. Von denen nicht nur Kilde in den vergangenen Jahren stürzte und schlimme Blessuren davontrug.

In die Top Ten hat es Kilde bei bislang drei Auftritten in dieser Saison noch nicht geschafft, aber der 11. Platz in der Abfahrt in Beaver Creek war beachtlich. Nicht wenige Experten glauben, dass der Gesamtweltcupsieger von 2020 bei den Olympischen Winterspielen in Italien im Februar wieder um einen Podestplatz mitfahren könnte. Vor knapp vier Jahren in Peking holte Kilde Silber in der Kombination und Bronze im Super-G.

Gibt es 2026 wieder eine olympische Medaille? Die Männer-Rennen finden in Bormio statt. Auf der so legendären wie berüchtigten Piste Stelvio, auf welcher er schon fünfmal auf dem Podest stand und 2021 den Super-G gewann.