Beeindruckende Serien von Odermatt reissen in Alta Badia
Die Schweizer Riesenslalomfahrer verpassen nach dem Dreifachtriumph von Val d'Isère das Podest in Alta Badia. Beim Sieg des Österreichers Marco Schwarz enden beeindruckende Serien von Marco Odermatt.
Am Sonntagnachmittag trug sich am Fusse der Piste Gran Risa aussergewöhnliches zu. Da lief die Siegerehrung im Zielgelände von Alta Badia – und da war kein Marco Odermatt zu sehen. Der Nidwaldner verpasste das Podest nach einem für seine Verhältnisse ungewöhnlich verhaltenen ersten Durchgang (Platz 11) und einer Aufholjagd im zweiten Lauf als Sechster um sechs Zehntel. Etwas, das ihm in Alta Badia zuletzt vor fünf Jahren passiert war. Sieben Mal stand er im Ort in den Südtiroler Dolomiten seither auf dem Podest, die letzten vier Rennen auf der legendären Piste Gran Risa gewann er allesamt.
Kein vierter Podestplatz innerhalb von vier Tagen
Es war nicht die einzige beeindruckende Serie, die am Sonntag riss. Ausfälle ausgeklammert, hatte Odermatt im Riesenslalom das Podest zuletzt im März 2021 verpasst, als er beim Saisonfinale in Lenzerheide Elfter wurde. Vier Ausfällen standen seither 36 Podestplätze gegenüber.
Odermatt trug die «Niederlage» mit Fassung, konnte beim Interview mit SRF gar lächeln. Ihm gehe nicht viel durch den Kopf, sagte er. «Ich habe nach dem ersten Lauf eine gute Reaktion gezeigt, habe das Material auf die richtige Seite angepasst. Leider ist mir über die zweitletzte Welle ein Fehler passiert, sonst wäre es nochmals eng geworden mit dem Podestplatz.»
Für Odermatt war es das vierte Rennen innerhalb von vier Tagen. Die kräftezehrenden Speedrennen in Gröden gingen am Allrounder nicht spurlos vorbei. Während sich die Techniker auf die anspruchsvolle Aufgabe auf der Gran Risa gezielt vorbereiten konnten, kam Odermatt erst am Samstagabend in Alta Badia an. «Das ist sicher eine grosse Herausforderung. Aber in den vergangenen Jahren war es nicht anders und ich konnte hier trotzdem gewinnen», sagte er, ohne nach Ausreden zu suchen. Er sei nicht mit dem grössten Hunger am Start gestanden nach den erfolgreichen Rennen in Gröden mit dem Sieg in der Sprintabfahrt und den 2. Rängen im Super-G und der Originalabfahrt. «Der letzte Wille, das Rennen zu gewinnen, hat ein wenig gefehlt.»
Schwarz schiebt Zweifel beiseite
So stand am Ende einer ganz oben auf dem Podest, der dies im Riesenslalom zuvor erst einmal in seiner Karriere geschafft hatte: Marco Schwarz. Der Österreicher brachte seine komfortable Halbzeitführung mehr oder weniger souverän durch. Am Ende rettete er 18 Hundertstel auf den für Brasilien startenden Norweger Lucas Pinheiro Braathen ins Ziel, der seinen zweiten Sieg in Alta Badia nach 2022 nur knapp verpasste.
Für Schwarz war es der siebte Weltcupsieg, der erste seit zwei Jahren. Dieser kommt nach einem starken Saisonstart und den Rängen 2 in Sölden und 4 in Copper Mountain zwar nicht aus heiterem Himmel, in Anbetracht der zuletzt wenig erbaulichen Resultate in Beaver Creek (Platz 22) und Val d’Isère (18) aber doch überraschend.
«Es war eine lange und harte Zeit seit meinem letzten Sieg in Madonna di Campiglio», sagte Schwarz auf eine Zeit zurückblickend, die von vielen Zweifeln geprägt war. Der Allrounder hatte sich kurz nach dem Triumph im Nacht-Slalom in Madonna in der Abfahrt in Bormio einen Kreuzbandriss zugezogen. Rückenbeschwerden, die einen Eingriff erforderten, verzögerten seine Rückkehr in den Weltcup weiter. Erst vor rund einem Jahr gab er in Val d’Isère sein Comeback. «Ich wusste, dass ich zurückkommen kann. Dieser Sieg tut der Seele und dem Kopf gut», so der Kärntner, der vor seinem folgenschweren Sturz in Bormio als grösster Konkurrent von Odermatt im Kampf um die grosse Kristallkugel galt.
Kugelkampf ist lanciert
Nun scheint zumindest der Kampf um die kleine Kristallkugel im Riesenslalom so offen wie schon lange nicht mehr. Dominierte Odermatt in den vergangenen Jahren in seiner Paradedisziplin fast schon nach Belieben, musste er die Führung in Alta Badia wieder an Stefan Brennsteiner abgeben, der das Podest hinter seinem Landsmann Schwarz und Pinheiro Braathen komplettierte. Die 60 Punkte, die der 34-jährige Sieger von Copper Mountain für seinen 3. Platz erhielt, liessen ihn in der Disziplinenwertung um fünf Punkte an Odermatt vorbeiziehen. Schwarz liegt nach seinem Sieg 53 Punkte hinter dem neuen Führenden.
Während die Slalomfahrer am Montag in Alta Badia noch ein Rennen austragen, verabschiedet sich Odermatt nach dem Mammutprogramm in die wohlverdiente kurze Weihnachtspause. Drei Tage nach Heiligabend geht es für ihn mit dem Super-G in Livigno weiter, der nächste Riesenslalom ist jener in Adelboden. Wie in Alta Badia stand Odermatt auch beim Klassiker im Berner Oberland die letzten vier Male zuoberst auf dem Podest. Bleibt aus Schweizer Sicht zu hoffen, dass sich am 10. Januar am Fusse des Chuenisbärgli die Geschichte von der Gran Risa nicht wiederholt.
