Dominik Egli und sein Olympiatraum
Sport
December 18, 2025

Dominik Egli und sein Olympiatraum

Zwischen schwedischer Reifeprüfung, Davoser Heimkehr und dem Traum von den Olympischen Spielen in Mailand: Nationalverteidiger Dominik Egli erlebt gerade eine spannende Eishockey-Zeit.

Das Heimturnier der Euro Hockey Tour in Zürich von letzter Woche war für Dominik Egli mehr als nur ein weiterer Einsatz im Trikot der Schweizer Nationalmannschaft. Es war womöglich die letzte Gelegenheit, sich für ein ganz grosses Ziel aufzudrängen: die Olympischen Spiele im Februar in Mailand. «Weiter kann ich das nicht beeinflussen», sagt der 27-jährige Verteidiger nach dem Turnier nüchtern. «Ich konnte meine Leistung zeigen, jetzt liegt es am Coaching-Staff.»

Egli weiss, wie knapp es werden könnte. Nationaltrainer Patrick Fischer dürfte acht Verteidiger nominieren. Die drei NHL-Cracks gelten als gesetzt, zählt man die regelmässigen WM-Teilnehmer Andrea Glauser, Dean Kukan, Christian Marti und Michael Fora dazu, bleibt nur noch ein Platz offen.

Auch Egli selbst verfügt schon über Turniererfahrung. 2022 feierte er seine WM-Premiere, im letzten Frühling gehörte er mit drei Einsätzen zum WM-Silberteam. Nun stellt sich die Frage: Auf welchen Typ Spieler setzt Fischer? Einen weiteren spielstarken Impulsgeber? Da hätte Egli mit seinen Qualitäten im Powerplay sicher gute Karten. Oder eher auf einen defensiven Stabilitätsfaktor? In diesem Fall hätten andere wohl den Vorzug, auch wenn Egli in dieser Hinsicht Fortschritte gemacht hat.

Wenn der Kopf nicht mitmacht

Dass er überhaupt am Vierländerturnier in Zürich auflaufen konnte, war für Egli lange nicht sicher. Ende Oktober war er innert einer Woche gleich zweimal unglücklich mit dem Kopf aufs Eis geprallt. Einmal nach einer Rangelei, in die er «gar nicht wollte», einmal nach einem Zusammenstoss mit einem Mitspieler. Die Diagnose: Gehirnerschütterung. Es folgten knapp vier Wochen Pause, den ersten Zusammenzug des Nationalteams im November verpasste er.

«Mit solchen Kopfverletzungen ist es immer schwierig», sagt Egli rückblickend. «Du hinterfragst viel: Kommen die Symptome noch davon oder ist es etwas anderes?» Die Rückkehr aufs Eis gelang aber eindrücklich. Bei Frölunda Göteborg knüpfte er sofort an seine Rolle als offensiver Fixpunkt an. Seit seinem Wechsel zum schwedischen Traditionsklub und Rekordsieger der Champions Hockey League verteidigt er in der ersten Linie an der Seite von Henrik Tömmernes, der vor seiner Rückkehr in die Heimat bei Servette jahrelang bester Abwehr-Allrounder der National League war.

Mit aktuell zwei Toren und elf Assists in 19 Meisterschaftsspielen ist Egli hinter Tömmernes der zweitproduktivste Verteidiger des Teams. Frölunda ist nach der Hälfte der Qualifikation klarer Leader der SHL – und das in einem Umbruchjahr.

Aus der Komfortzone

Nach zwölf erfolgreichen Jahren hat Headcoach Roger Rönnberg den Klub verlassen, ausgerechnet Richtung Schweiz zu Fribourg-Gottéron. Frölunda musste sich ein Stück weit neu erfinden. Doch der Umbruch ist gelungen. «Aktuell läuft es wirklich gut», sagt Egli. «Wir haben eine super Mannschaft, sind momentan Erste, und alle sind zuversichtlich, dass wir so weiterziehen können.» Nach dem Halbfinal-Aus in den letzten Playoffs soll es in dieser Saison mit dem Meistertitel klappen.

Egli selbst ist dabei zu einem echten Schlüsselspieler geworden, sowohl auf als auch neben dem Eis. Er hat sich in Schweden nicht nur sportlich weiterentwickelt, sondern auch persönlich. «Die Erfahrung, in einem anderen Land zu leben, ausserhalb der Komfortzone zu sein und eine neue Kultur sowie Sprache kennenzulernen, erweitert den Horizont», sagt der Ostschweizer, der mittlerweile Schwedisch spricht. Egli lebt mit seiner Verlobten unweit des Stadtzentrums in Göteborg, im kommenden Sommer ist die Hochzeit geplant.

In der Schweiz galt Egli längst als einer der besten Offensivverteidiger. Doch genau das reichte ihm nicht. «Ich wollte mehr als nur ein guter Offensivverteidiger sein», sagt er. Die schwedische Liga mit ihrem strukturierteren, engeren Spiel zwang ihn, an seinen Defiziten zu arbeiten: Zweikampfverhalten, Spiel ohne Puck, defensive Details.

«Das Hockey ist enger, weniger offen als in der Schweiz», erklärt Egli. «Das war perfekt für mich, weil ich dadurch an meinen Schwächen arbeiten musste.» Mit 1,74 Metern gehört er zu den kleineren Verteidigern, das ist gerade im internationalen Geschäft eine grosse Herausforderung. Intelligenz, Antizipation und Positionierung sind für ihn deshalb umso wichtiger.

Rückkehr nach Davos

Die Reife, die er in Schweden gewonnen hat, will er künftig wieder in der Schweiz einbringen. Ab nächster Saison kehrt Dominik Egli zum HC Davos zurück. Der Schweizer Rekordmeister ist in der National League ebenfalls klarer Leader, die «Mission 32», der Gewinn des 32. Titels, lebt. Egli unterschrieb einen langfristigen, über sieben Saisons gültigen Vertrag – ein klares Bekenntnis des Thurgauers, der schon vor seinem Wechsel nach Schweden drei Jahre lang das HCD-Trikot trug.

«Es war ein Bauchgefühlentscheid», sagt er zu seiner bevorstehenden Rückkehr. «Ich habe mich in Davos sehr wohlgefühlt und sehe den Weg, den der Klub jetzt geht.» Dabei war der HCD nicht die einzige Option gewesen. Er habe im Sommer mit mehreren Teams Gespräche geführt, sagt Egli, doch Davos sei für ihn die beste Gesamtlösung gewesen. «Da wächst gerade etwas zusammen. Ich freue mich, ab nächster Saison meinen Teil dazu beizutragen.»

Die ganz grosse Bühne

Mit dem Wechsel zu Frölunda wollte er seinem grossen Traum von der NHL einen Schritt näherkommen. Ist das Thema Nordamerika inzwischen ad acta gelegt? Egli verneint. «Solange ich Hockey spiele, gibt es eine Chance. Aber wir müssen realistisch sein, irgendwann wird sie kleiner.»

Gerade deshalb kommt den Olympischen Spielen mit den vielen NHL-Stars eine besondere Bedeutung zu. «Das ist wahrscheinlich die beste Plattform, die du je bekommst», sagt er. «Dort spielst du gegen die Weltbesten.»

Ob sich Egli gegen die ganz Grossen des Eishockeys beweisen darf, liegt nun in den Händen von Nationaltrainer Patrick Fischer, der sein Olympia-Kader bis Ende Jahr benennen muss. Bis es so weit ist, bleiben Egli im Klub noch wenige Spiele, um nochmals Werbung in eigener Sache zu machen.